Auf den Schulterblättern durch die Röhre

112 Frauen und Männer gaben gestern bei der Deutschen Wettrutsch-Meisterschaft in Scharbeutz alles.

Scharbeutz – Schnell ist das Ganze, manchmal schmerzhaft und natürlich sehr, sehr nass – Spaß macht’s aber offenbar trotzdem: 112 Unerschrockene in Bikini oder Badehose gaben gestern in der Scharbeutzer Ostsee-Therme alles, um ihre Körper stromlinienförmig zu verrenken und bei der Deutschen Meisterschaft im Wettrutschen möglichst rasant die tückischen 145 Meter der Rutsche „Grüne Mamba“ hinter sich zu bringen.


Ilona Kuhn

Dabei handelte es sich mehr oder weniger um einen Kampf unter Profis – denn die meisten der 95 Männer und 17 Frauen sind von Anfang an oder zumindest schon seit vielen Jahren dabei, berichtete Birgit Ruland, Managerin der Ostsee-Therme.

Ein Mann der ersten Stunde ist Andreas Köhnke aus Wedel bei Hamburg. In seinem Leben, erklärt er, habe sich immer viel ums Rutschen gedreht. Deswegen ist der 1,90 Meter große 42-Jährige auch richtig gut darin, sich nur auf einer Ferse und den Schulterblättern in die Tiefe zu stürzen – immerhin ging er gestern als Rekordhalter an den Start, hatte 2011 die stolze Zeit von 17,88 Sekunden vorgelegt.

Weh tun könne dieses Hobby durchaus, räumte Köhnke ein, klar: „Man muss ja Vollgas geben, da kann man sich schon mal die Ellenbogen stoßen oder mit dem Kopf aufschlagen.“ In einer besonders üblen Kurve der „Mamba“ habe er „zwei bis drei G“, schätzte Köhnke, heißt: Die Kraft, die dort auf den Körper einwirkt, beträgt das Zwei- bis Dreifache seines Gewichtes, „da muss man schon aufpassen“, ah ja.

Seit 1998 findet die Deutsche Meisterschaft im Wettrutschen in der Ostsee-Therme statt, gestern war’s bereits das 15. Mal. In drei Klassen – Männer bis 70 Kilo, Männer über 70 Kilo sowie Mädchen und Frauen ohne Gewichtung – gab’s allerlei Pokale und Medaillen zu gewinnen, üppige Präsentkörbe und Übernachtungsgutscheine für das benachbarte Hotel „Belveder“ noch dazu, für die Erstplatzierten. „Viele, die von Anfang an dabei sind, sind mittlerweile Mitte 30, haben Familie und Beruf“, sagte Birgit Ruland. „Das ist toll, dass sie immer noch herkommen, teilweise bringen sie jetzt ihre Kinder mit.“

Trotzdem wäre es schön, neue Teilnehmer, möglichst aus der Region, zu gewinnen, meinte die Managerin. Einen Anfang machte gestern die zwölfjährige Charlotte Thede aus Lübeck als jüngste Starterin. Überragende Zeiten errutschte sie nicht, war aber dennoch zufrieden, zumal sie wenig trainiert habe, „oft nur mit Trockenübungen auf dem Wohnzimmerboden“. Zum Schluss standen dann wieder nur drei Rutscher ganz oben auf dem Siegertreppchen, aber so wichtig war das dann auch nicht – Spaß hat’s gemacht, nass war’s, und manchmal auch schmerzhaft.