Siegburg rutscht ins Guinnessbuch

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Siegburg. (fse/dpa) Deutsche Wasserratten haben den Weltrekord im Wasserrutschen geknackt: Bei dem Rekordversuch in 24 deutschen Schwimmbädern, darunter das Siegburger Oktopus, brachten es die Teilnehmer am Samstag in 24 Stunden auf insgesamt 7 841 gerutschte Kilometer.

Das gaben die Organisatoren des Deutschen Rutschverbandes (DRV) am Sonntag bekannt. Das vorläufige Endergebnis liegt damit um mehr als 2 000 Kilometer über der bisherigen Bestmarke aus den USA. "Dass wir den Rekord so deutlich geknackt haben, hat bis 23 Uhr niemand gedacht, das ist ein voller Erfolg", sagte Christiane Bracker, die das Dauerplanschen eröffnet hatte.
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In Siegburg trennten 33 Stufen bis zum Einstieg der Rutsche jedes Mal aufs Neue vom zählbaren Ergebnis. Dann ging's in einem Rutsch 73,8 Meter in die Tiefe, anschließend wieder die Stufen hinauf. Die Wasserrutscher hatten es am Samstag im Oktopus-Schwimmbad nicht leicht. Es galt, den Weltrekord im Wasserrutschen zu knacken. Am Ende durfte gefeiert werden: Deutschland hat es geschafft.

Auch dank Patrick Rondorf aus Lohmar, der ab acht Uhr morgens im Oktopus dabei war. "Allein in der ersten Stunde bin ich knapp 20 Bahnen gerutscht", erzählte der 18-Jährige. Für Neuankömmlinge hatte er auch gleich einen Tipp: "Man braucht eine gute Ausdauer und darf nicht zu schnell anfangen", so Rondorf.

Kein Rekord ohne Bürokratie: Bei jedem Gang musste sich der jeweilige Rutscher in eine Liste eintragen und unterschreiben. "Leider müssen wir das jedes Mal so machen, da nur mit den Listen die genaue Zahl bestätigt werden kann", erklärte Eva Triebel, stellvertretende Betriebsleiterin im Oktopus. Sie kontrollierte mit ihren Kollegen Andrej Lyasnikov und Wladimir Bolgert den Ablauf des Weltrekordversuchs.

Auch Hanke Rost nahm mit Sohn Jonas an der Aktion teil. Der Siebenjährige hatte ein klares Ziel vor Augen: 5 000 Kilometer wolle er mit dem Papa rutschen. "Wenn wir das wirklich in die Tat umsetzen wollen, sind wir aber noch lange hier", zweifelte der Vater. Doch alleine den Rekord zu knacken, war gar nicht nötig.


Weltrekord im Wasserrutschen - Wedel

Alle 24 Bäder wurden zusammengezählt, um den im Guinnessbuch verzeichneten Rekord der Amerikaner zu brechen, die 2010 5 782 Kilometer vorgelegt hatten. "Wir wollen sechs Stunden rutschen", erklärten der 13-jährige Simon Forsbach aus Hangelar und sein elfjähriger Freund Fabio Zandegiacomo aus Müllekoven. Doch schon nach der ersten Stunde war der Kräfteverbrauch bei beiden zu erkennen.

"Die Treppen immer wieder hoch zu laufen, ist furchtbar anstrengend", stöhnte Simon. Die Regeln für jeden Rutschgang waren genau festgelegt. "Es muss immer auf dem eigenen Hosenboden gerutscht werden", erklärte Eva Triebel. Kinder, die auf dem Schoß der Eltern saßen, durften nicht gezählt werden. "Da es auch um einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde geht, ist alles vorgeschrieben", so Triebel. Jederzeit hätte ein Guinness-Prüfer erscheinen können.

Um 20 Uhr war das Wettrutschen in Siegburg vorbei. Auf die Zahlen sind die Teilnehmer stolz: 223 Kilometer legten die Wasserratten im Oktopus rutschend zurück. Mehr als 3 000 Rutschgänge mussten die Hosenböden und zusammengekniffenen Pobacken aushalten, fast 20 000 Höhenmeter und 100 000 Stufen haben die Rutschenden erklommen.

Einige der teilnehmenden Bäder hatten bis 24 Uhr geöffnet. Die fleißigsten Dauerrutscher glitten in Brokdorf an der Elbe die Rutsche hinab. Ziemlich genau 1 350 Kilometer kamen dort auf der 100 Meter langen Rutschbahn zusammen. "Was in Brokdorf los war, ist wirklich eine unglaubliche Leistung. Das habe ich auch noch nicht gesehen", sagte Rolf Allerdissen vom DRV.

Die meisten Meter pro Rutschgang wurden in Erding bei München gemacht: Auf der Röhren-Rutsche mit 360 Metern Länge. Im Karlsruher Europabad glitten neben Rutsch-Weltmeister Jens Scherer vor allem viele Kinder die 170 Meter lange Reifen-Rutsche hinab. 408 Kilometer steuerten sie zum neuen Weltrekord bei.

Kurz nach Mitternacht gab es dann das vorläufige Endergebnis: 7 841 Kilometer für Deutschland, neuer Weltrekord und Eintrag ins Guinnessbuch. Bis das Ergebnis offiziell anerkannt wird, können laut Christiane Bracker allerdings noch ein paar Wochen vergehen: "Wir werden jetzt wäschekorbweise Post nach London schicken, um jeden gerutschten Meter bestätigen zu lassen."

Auch Patrick Rondorf war im Siegburger Oktopus nach zehn Stunden Rutschen die Ermüdung anzusehen. "Ich musste immer wieder die Füße und Beine kühlen", erklärt er. Die Treppen waren das schwerste Hindernis. Doch am Ende haben sich die Mühen gelohnt: Patrick gehört jetzt zu den Weltrekordhaltern im Wasserrutschen.

Tipps zum Schnell-Rutschen vom Weltmeister
Manchem kann es einfach nicht schnell genug gehen. Andere wünschen sich, auf der Wasserrutsche mehr Tempo zu bekommen, weil sonst die anderen so nah aufrücken. Doch wie gelingt es einem, besonders flott zu rutschen? "Je weniger Reibung, desto besser.

Also: Auf den Rücken legen, Arme nach hinten, Hintern hoch, Beine überkreuzt, und auf einer Ferse abstützen", sagt Rutsch-Weltmeister Jens Scherer. "Und wenn es oben eine Stütze gibt, dann sollte man sich mit richtig viel Schwung runterstürzen", erklärt der 31-Jährige aus Baden-Württemberg weiter.

Sein Rat zählt, schließlich gilt er als echter Könner. Ein Nachteil im Schnell-Rutschen: Der Spaß ist ratzfatz vorbei. Und Jens Scherer tut sich auch manchmal weh. Er bekomme ab und an blaue Flecken, weil er in Kurven an die Wand geschleudert werde, erzählt der 31-jährige Tuttlinger, der sich in Karlsruhe am Guinness-Weltrekordversuch im Wasserrutschen beteiligt hat.