WETTKAMPF - Wer kommt am schnellsten durch die 92 Meter lange Röhre?

Die Meisterin im Rennrutschen

40 Männer, Frauen und Kinder aus ganz Norddeutschland kämpften um den Sieg. Wichtig ist die richtige Technik.

Kaltenkirchen - "Jetzt kommt er gleich. Eins, zwei, und schon ist er da", sagt Peter Hansemann (44). Zu sehen ist nichts außer einer gewaltigen Gischtfontäne. Doch dann steigt der Mann, der sie verursacht hat, aus dem Becken. "Bahnrekord*", freut sich Maik-Christian Welbing (24), der wie eine Kanonenkugel aus der Röhre ins Wasser rast. 11,62 Sekunden hat der Hamburger gebraucht, um durch die 92 Meter lange Rutsche in der Holstentherme zu sausen. Der Hamburger zählt nicht nur zu den Schnellsten in den schmalen Röhren, er hat auch gerade den Deutschen Rennrutsch Verband (DRV) mitgegründet*. "Wir wollen unserem Sport zu mehr Popularität verhelfen", sagt Welbing.

Dazu beitragen sollte die erste Kaltenkirchener Stadtmeisterschaft im Rennrutschen, zu der der DRV und die Holstentherme eingeladen hatten. Gemeldet hatten 40 Rutscher, ein eingeschworenes Völkchen, man ist noch unter sich.

"Das ist doch ein tolles Hobby für die ganze Familie"

Zu den ausgewiesenen Rutschfans gehört Familie Hansemann. "Das ist ein tolles Hobby für Eltern und Kinder", sagt Hansemann, der sich als Halbprofi bezeichnet und immerhin norddeutscher Vizemeister und Neunter der Deutschen Meisterschaft ist. "Doch hier habe ich mir durch den schlechten ersten Lauf alles verdorben", sagt der Mittvierziger aus Verden, der mit seiner Frau Bianka (35) sowie den Kindern Sebastian (10), Moritz (13) und Daniel (16) in die Holstentherme gekommen ist. Daniel machte es besser, er gewinnt in der Klasse der Leichtgewichte bis 70 Kilo.

Der Vater trainiert ein- bis zweimal pro Woche, erst schwimmt er, dann kräftigt er die Muskeln, die ein dynamischer Rennrutscher braucht, denn: "Es kommt nicht so sehr aufs Gewicht, sondern auf die Technik an", sagt Hansemann. Optimales Tempo garantiert die Drei-Punkt-Lage: Das Gewicht ruht auf den Schultern und einer Ferse, die Beine sind gekreuzt, der Po schwebt leicht über der Bahn. Es koste Kraft, die Spannung und den Schwerpunkt* hochzuhalten, zumal in den Kurven enorme Fliehkräfte wirken. Da komme man sich vor wie die Rennrodler, nur ohne Schlitten. Wer den Widerstand verringern will, indem er Badehose oder -anzug zwischen die Backen zieht oder gar ganz auf die Dienstkleidung verzichtet, wird disqualifiziert*. Ordnung muss sein.

Was fasziniert die Rennrutscher? "Das ist der Spaß an der Geschwindigkeit", sagt Welbing. In einer normalen Rutsche wie der in der Holstentherme bringen es Rutsch-Profis leicht bis auf Tempo 40. Es gibt, so der DRV-Chef*, vor allem im Süden Deutschlands Speed-Rutschen, die den Körper auf bis zu 80 Kilometer pro Stunde beschleunigen*.

Die Trainingsmöglichkeiten seien allerdings begrenzt. Es gebe nur wenige Schwimmbäder, die eine Rutsche mit Zeitmessanlage haben. Gestoppt werden könne in der Holstentherme und in Wedel. Bei den Frauen war Daniela Hanssen (31) aus Hamburg die Schnellste.

* Anmerkung: Wie immer gilt:
man darf den Zeitungen nicht alles glauben ;-) Jens