Kyritz: Wer den Weltrekord will, muss hart trainieren

Freitag, 18.30 Uhr, Treffpunkt: Kyritzer Gymnasium. Nach einer kurzen Aufwärmung heißt es eineinhalb Stunden Treppe rauf und Treppe wieder runter. In Lübeck wird dann allerdings nur noch hoch gelaufen. Danach geht's nämlich die Rutsche runter. Und das 24 Stunden lang ununterbrochen hintereinander.

Die Kyritzer Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes stellt sich der Herausforderung und will den Rekord im 24 Stunden Dauerrutschen schaffen. Zehn Leute, eine Treppe, eine Rutsche - das bedeutet 792 Mal Treppe rauf für jeden. Dabei sit noch nicht klar, wann der Weltrekordversuch gestartet wird. Der 17. Mai ist passee. "Wir versuchen nun einen Termin im Juni, vielleicht den 22. zu bekommen", erzählt Teilnehmer Nils Müller. "Wenn es dann nicht klappt, kann es wegen der Sommerferien auch Oktober werden."

Dabei bereitet sich das Team um Schwimmmeister Nils Müller aus Kyritz seit bereits einem knappen Jahr auf das Spektakel vor: sieben Mitglieder von der DRK-Wasserwacht, hinzukommen noch drei Außenstehende sowie Helfer und Masseure. Von 16 bis 28 Jahren geht die Altersspanne.

Rick Kummerow ist der Jüngste, Schüler des Jahn-Gymnasiums in Kyritz: "Es ist nicht nur so ’ne verrückte Idee, sondern bringt eine ganze Menge Spaß und ist Training für Körper und Geist. Ich nehme mit 110 Prozent Motivation dran teil".

Zweimal in der Woche wird zusammen trainiert: immer anderthalb bis zwei Stunden. Dazu kommt noch für jeden ein Individualtraining, möglichst jeden Tag zu absolvieren. Joggen, Fahrrad Fahren, Fitness- und Krafttraining steht auf dem Plan - zu jeder Zeit und für jeden.

Wie kann man sich dazu immer wieder motivieren - auf 110 Prozent? "Wir sind alle sportbegeistert" sagt Sebastian Heider, Student der Wirtschaftsinformatik und mit seinen 24 Lenzen noch voll im Saft. Über schlechte Phasen grinst er nur: "Wenn's mal nicht läuft, motivieren wir uns gegenseitig."

Gruppendynamik ist also das Rezept zum Erfolg und dazu jede Menge Spaß. Beim Training und den Treffen ist das für jeden Beobachter sehr deutlich spürbar. Die neun jungen Leute - darunter mit der 21-jährigen Viktoria Becker, die in Rostock auf Lehramt studiert, nur eine Frau - sie kennen sich, bilden ein einwandfrei zusammengeschweißtes Team: "Wir hocken jetzt seit über einem Dreivierteljahr aufeinander. Da kennt man die Stärken und Schwächen des anderen", so Nils Müller.

Aber wie kam es eigentlich zu der Idee, nachdem 1997 schon einmal der Rekordversuch geklappt hatte? Sebastian Heider erinnert sich: "Beim Training von der Wasserwacht wurde uns Jüngeren immer erzählt, wie toll doch der Zusammenhalt war, als noch für den Rekord trainiert wurde und wie fit sie noch alle waren." Er habe das "irgendwann nicht mehr hören" können und meinte nun: "Lasst es uns doch auch probieren, dann werden wir schon sehen!" David Houdek, 22-jähriger Bankkaufmann, setzt seine Motivation dort an: "Wir wollen einfach zeigen, dass wir es auch draufhaben."

Vor zwei Wochen wurde das erste Mal auf der Rutsche in Lübeck trainiert. Ein Fünf-Stunden-Test, bei dem die ersten an ihre Grenzen kamen: "Das Rutschen ist fast noch anstrengender als das Treppensteigen", so Rick Kummerow. "Die Rutsche in Lübeck ist dunkel, das Wasser kommt dazu, und man muss stark mit Gewichtsverlagerungen arbeiten und sich voll konzentrieren".

Der Wille, durchzuhalten, und mental stark zu bleiben, das ist die große Herausforderung. "Jeder hat 1,40 Minuten Zeit für eine Runde. Wenn einer ausfällt, haben wir so gut wie verloren", so Nils Müller. Die Langeweile muss überwunden werden, hinzu kommt der Verschleiß am Körper.

"Es ist sehr monoton", so Sebastian Heider. "Nach zwei Stunden Rutschen weißt du: Jetzt noch 15 Stufen, dann in die Rutsche, Linkskurve, nach zwei Sekunden Rechtskurve und irgendwann wieder alles von vorne."

Über 1140 km müssen gerutscht werden, damit am Ende der Eintrag ins Guinness-Buch garantiert ist. "Es ist eine Berg- und Talfahrt", gibt sich Sebastian Heider realistisch, "Wir sind alle super motiviert, aber es gibt Tage, an denen läuft es gut, und andere, an denen man denkt, dass das nie ’was wird. Aber gerade dann muss man noch 'ne Schippe drauf legen". Was passiert, wenn es nicht klappt? "Die Gefahr besteht, aber darüber denken wir nicht nach", sind sich alle einig.

Die ganze Sache hat aber auch einen gemeinnützigen Zweck, denn für jede Runde kann gespendet werden. Je zur Hälfte kommen die Erlöse der Wasserwacht-Kasse beziehungsweise einem DRK-AIDS-Hilfsprojekt in Lesotho, Afrika, zu Gute.

Nähere Informationen zum Team und zur finanziellen Unterstützung: http://www.rekordteam.de