Rasanter Röhren-Ritt

Bastian Rinke aus Plettenberg stellte neuen Bahnrekord im Rennrutschen
auf Der 24-Jährige nimmt nun an den Westdeutschen Meisterschaften im
Oktober teil.

Matthias Selle und Bastian Rinke qualifizierten sich am Sonntag im
Maximare in Hamm für die Westdeutschen Meisterschaften im Rennrutschen.

PLETTENBERG Gespanntes Warten. Die Sekunden verrinnen. Zehn, elf, zwölf.
Dann schießt Bastian Rinke aus dem Rutschen-Mund. Eine Welle aus Wasser
schwappt auf die Fliesen des Maximare. Es macht "klick". 12,96 Sekunden
stehen auf der Stoppuhr. Bahnrekord. So schnell ist noch niemand die 86
Meter lange Röhrenrutsche im Maximare hinuntergesaust. Mit dieser
Leistung sicherte sich Bastian Rinke aus Plettenberg am Sonntag die
Teilnahme an der Westdeutschen Meisterschaft im Rennrutschen. Mit ihm
schaffte auch Matthias Selle die Qualifikation. Ein Erfolg, der so
sicherlich nicht zu erwarten war. Beide Plettenberger sind 24 Jahre jung
und studieren; Bastian Sport und Physik, Matthias Garten- und
Landschaftsbau. Ihr größtes Hobby: Die Röhrenrutschen in den umliegenden
Freibädern unsicher machen. Ein Bericht der ProSieben-Sendung "Galileo"
gab dem Duo vor einigen Wochen den Anstoß, an Rennrutsch-Wettkämpfen
teilzunehmen. In einem 15-minütigen Beitrag stellte ein Fernseh-Team die
neue Trend-Sportart vor. Die beiden Renn-Rutscher beschlossen spontan,
sich für die Qualifikation der Westdeutschen Meisterschaften anzumelden
– und hatten zwei Wochen Zeit, sich auf diese Veranstaltung
vorzubereiten. Sie übten im AquaMagis, rasten mit den Profi-Techniken,
die sie sich aus dem Fernsehen abgeschaut hatten, die "Black Hole"
hinunter. Sie druckten T-Shirts mit der Aufschrift "Plettenberger
Rennrutschteam" und fuhren am Sonntag zum Wettkampf ins Hammer
Freizeitbad. Top-Favorit Holger Wienzek, Rennrutsch-Veteran und
norddeutscher Meister, würde den Wettkampf für sich entscheiden –
dachten alle. Doch dann kam Bastian, den wohl niemand auf der Rechnung
hatte. Erst recht nicht, nachdem der Plettenberger den ersten von drei
Durchgängen gründlich verpatzte, weil er beim Start wertvolle Sekunden
verlor. Zweiter Durchgang, Bastian probierte es mit einer neuen Technik.
Statt im Stehen startete der Plettenberger im Sitzen und zog sich mit
Hilfe der Bügel, die nicht wie üblicherweise oben, sondern an der Seite
befestigt waren, in die 86 Meter lange Rutsche. Mit Erfolg: Bestzeit!
Doch der Student musste auch im dritten Durchgang eine gute Zeit
errutschen, um sich den Tagessieg zu sichern. Er sollte es schaffen. Mit
12,97 Sekunden stellte Bastian Rinke im dritten Durchgang einen neuen
Bahnrekord auf und sicherte sich damit die Teilnahme an der
Westdeutschen Meisterschaft im Oktober. Matthias Selle schlug sich
ebenfalls tapfer, landete am Ende auf Platz fünf. Im Gespräch mit der
Heimatzeitung verraten die Plettenberger ihr Erfolgsrezept. "Besonders
wichtig ist der Start", sagt Bastian. Wer nicht schnell genug in die
Rutsche komme, verliere – ähnlich wie beim Bobfahren – Zeit und
Geschwindigkeit. In der Röhre sei es wichtig, ein "magisches Dreieck" zu
bilden. Der Körper liege beim Rutschen im Bestfall lediglich auf den
beiden Schultern und auf einem Fuß. Heißt: Der Sportler bildet ein
Hohlkreuz und überschlägt die Beine. Vor allem in Kurven müsse man
darauf achten, nicht mit dem Hintern den Rutschen-Boden zu berühren; das
koste wertvolle Zeit. Die Wettkampf-Röhre im Maximare in Hamm falle
dadurch auf, dass sie ziemlich langsam sei, sagte Bastian Rinke nach dem
Wettstreit. Das liege aber daran, dass die Rutsche eigentlich mit Reifen
benutzt werde und dementsprechend breit ist. Wesentlich schneller und
auch wettkampftauglicher sei die Röhrenrutsche im AquaMagis, meint der
24-Jährige. "Generell spricht nichts dagegen, einen
Rennrutsch-Wettbewerb auch in Plettenberg zu veranstalten", sagte
gestern Rolf Allerdissen vom Deutschen Rennrutsch-Verband. Das Bad müsse
eine anspruchsvolle Rutsche vorweisen und die Badleitung müsse so einem
Wettbewerb natürlich zustimmen. Das AquaMagis wäre auf ST-Nachfrage
nicht abgeneigt . . . Doch zunächst findet die Westdeutsche
Meisterschaft wieder im Maximare in Hamm statt. Die Gewinner
qualifizieren sich dann für die Deutschen Meisterschaften in Scharbeutz.
Und, wer weiß, vielleicht findet ja dann im nächsten Jahr ein
Rennrutsch-Wettbewerb im AquaMagis statt.