Röhrengott in Florida
Uslar. Uslars Röhrengott Christian Tschentscher, der flotte Fleischermeister auf der Rennrutsche, tritt 2008 in Florida bei den Europameisterschaften an. Toller Erfolg. Doch wie geht denn das: Europameisterschaft auf dem amerikanischen Kontinent?
Ganz einfach: Die Sponsoren haben den Austragungsort Orlando in dem Sonnenstaat festgelegt. Zumal das große Finale im Aquatica by SeaWorld stattfindet. Die Anlage gilt als spektakulärster Wasserpark der Welt. Sie bietet 36 Rutschen, sechs Flüsse, Lagunen und 7500 Quadratmeter Strand sowie 23 Hektar grüne Landschaft. Der Höhepunkt ist die Commerson-Delfin-Rutsche: Die Besucher rutschen dabei in einer transparenten Röhre durch eine Unterwasserlandschaft, in der Delfine schwimmen. Dort werden die großen Finalrennen ausgetragen.
Der 36-jährige Uslarer, der in Reinhardshagen eine Fleischerei betreibt und in Uslar lebt, ist ein Shootingstar. Er kam eher zufällig zum Sport. Als Badegast des Uslarer Badelandes war er vergangenes Jahr zufällig anwesend, als der Ortsentscheid der Niedersachsenmeisterschaft ausgetragen wurde. Spontan ging Tschentscher an den Start und gewann den Wettbewerb überlegen.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Niedersachsenmeister 2006, Deutscher Vizemeister 2007 im Team und jetzt EM-Final-Teilnehmer 2008.
Würde Rennrutschen in Deutschland vergleichbar sein mit Fußball oder Formel 1, er wäre ein Superstar. Aber da Rennrutschen hierzulande eher zu den Randsportarten zählt, ist Tschentscher Sportler auf sehr hohem Niveau im Nebenjob.
Gewissermaßen ist er inzwischen auch belohnt worden für das harte Training auf der 84 Meter langen Heimat-Rutsche im Uslarer Badeland: Die sechstägige Reise zur EM in den USA übernimmt ein Sponsor, er trägt die vollen Kosten für den Flug und den Aufenthalt in Florida. Tschentscher wird seine Frau Annette mitnehmen, die ihn sonst in seinem Betrieb vertritt, wenn er zu Wettkämpfen unterwegs ist.
Er bleibt, wie man ihn kennt
Die Erfolge sind da, auch das Interesse der Medien ist recht hoch, zuletzt drehte RTL einen ganzen Tag das Geschehen um Tschentscher. Der Mann bleibt dabei immer noch, wie man ihn kennt: Nett, zuvorkommend und begeistert vom Rennrutschen.
Weniger schön war, dass die deutsche Juniorenmeisterschaft, die im August in Uslar ausgetragen werden sollte, vom Deutschen Rennrutsch-Verband aus finanziellen Gründen abgesagt wurde. (fsd)