Der Meister aus Liptingen

Er ist fünffacher Deutscher Meister, er beherrscht seine Sportart fast nach Belieben, und er wohnt zeitlebens in Liptingen: Jens Scherer.

Seine Sportart: Wettrutschen. Okay: Ob das nun Sport ist, darüber kann man streiten. Noch. Denn seit März gibt es einen eigenen Verband, den Deutschen Rennrutsch-Verband (DRV), und dessen Vorsitzender Rolf Allerdissen betreibt die Anerkennung als Sportart. Eine Entscheidung des DOSB steht noch aus.

Nach fünf Jahren Wettrutschen weiß Jens Scherer: "Das ist nicht einfach hinlegen und rutschen. Wenn man sich anstrengt, wird?s auch schneller". Wobei seine Motivation schon der Spaß an der Sache ist, denn zu verdienen gibt?s da natürlich noch nichts. Wobei - als Süddeutscher Meister zahlt ihm sein Team, das Spaßbad Aquasol in Rottweil, die Reise nach Scharbeutz an die Ostsee, wo die Deutschen Meisterschaften stattfinden.

Als Jens Scherer anfing, sah alles noch eher nach Jux aus. Einen Tag vor Anmeldeschluss las er, dass in Rottweil die Süddeutschen Meisterschaften stattfinden, und er meldete kurzerhand sich und seine Freundin an.

Balla Balla
Beide gewannen auf Anhieb - die Freundin wurde allerdings disqualifiziert, weil sie auf dem Bauch gerutscht war. Das aber entspricht nicht den Regeln. Jens Scherer aber brach gleich mal den Bahnrekord.

Seiner Konkurrenz ist er auch beim fünften Mal noch deutlich überlegen. Das liegt sicher nicht an der Beschaffenheit der Badehose, "denn die soll nicht mit der Bahn in Berührung kommen". Die Kunststoffbahn berühren nur ein Fuß und beide Schultern, so ist seine erfolgreiche Rennhaltung. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 30 und Spitzenwerten von an die 50 Stundenkilometern wirken auch gewaltige Kräfte auf den Rutscher. Während der ganzen Zeit die Körperspannung aufrecht zu erhalten, das ist anstrengend.
Da kommt ihm dann die gute Kondition entgegen: Der 27-jährige Mediengestalter fährt Rad (auch mal die 20 Kilometer zur Arbeitsstelle), Inliner, er läuft, fährt Ski, surft, kurz: Er macht "alles, was Spaß macht und schnell ist" (Scherer).
Auch wenn er derzeit die Konkurrenz nach Belieben beherrscht: Langweilig wird dem Liptinger die Sache nicht, er macht weiter. "Solange man gewinnt, gibt es keinen Grund aufzuhören".

Quelle: Wochenblatt Tuttlingen, www.wochenblatt-online.de